einen kleinen Auszug aus meinem Vortrag auf dem 1. Fachkongress für komplementäre Aromapflege und Prävention im Gesunheitswesen möchte ich hier vorstellen:
Bild: Sabrina Herber |
Praktische Einsatzmöglichkeiten der Aromapflege bei demenziell Erkrankten und alternder Menschen
Von unseren fünf Sinnen ist der
Geruchssinn sicher derjenige, den den besten Eindruck der Unsterblichkeit
vermittelt.
(Salvatore Dali)
Aromapflege
Teil des Pflegekonzeptes bei
alten und demenziell Erkrankten Menschen
Alte Menschen leiden oft unter
vielen unterschiedlichen Erkrankungen oder auch Mehrfacherkrankungen
(Multimorbidität), bekommen viele unterschiedliche Medikamente (Polymedikation)
und sind durch vorhandene funktionelle Einschränkungen belastet. Gerade dadurch
treten nicht-medikamentöse Therapien bei Demenz Erkrankten immer öfter in den
Vordergrund. Die Wirkung der Aromatherapie konnte in einigen Studien belegt
werden z.B.:
| Mit dem Einreiben von verdünntem Melissenöl
konnte in einer placebokontrollierten Studie an 72 Menschen mit schwerer Demenz
gezeigt werden, dass bei 60% der Patienten nach vier Wochen dieser Anwendung
auf Gesicht und Arme eine 30%ige Verbesserung der Unruhezustände zu verzeichnen war.
[Ballard, C.G.; O'Brien, J.T.; Reichelt, K.,
Perry, E.K.: Aromatherapy as a safe and effective treatment for the management
of agitation in severe dementia: the results of a double-blind,
placebo-controlled trial with Melissa. in J Clin Psychiatry. 63/7, Juli 2002].
|
Bei
Senioren, mit Schlafmedikation wurde der Schlaf untersucht. Danach beobachtete
man, wie sie ohne die Medikamente
schliefen->schlecht, anschließend inhalierten sie mit Lavendelöl. Der Schlaf
war wieder genau so gut wie mit den Schlafmedikamenten.
[Hardy M, Kirk-Smith M, Strech D: Replacement
of drug treatment for insomnia by ambient odour. Lancet 346:701· 1995]
Zu häufig verabreichten
Medikamenten bei alten Menschen zählen Benzoediazepine, diese werden eingesetzt
als Antidepressiva, Neuroleptika und bei der Behandlung von Ein- und
Durchschlafstörungen. Sie haben jedoch erhebliche Nebenwirkungen, z.B.
unterdrücken sie die Tiefschlafphase, was wiederum verhindert, dass der Schlaf
als erholsam empfunden wird. Daraus resultiert, das der Patient sich müde
fühlt, traurig (depressive Verstimmungen) ist, Schwindelgefühle können
auftreten, diese wiederum begünstigen das Sturzrisiko .........
Gerade bei Schlafstörungen bietet uns die Aromatherapie so viele komplementäre Möglichkeiten der Unterstützung. In einem von mir betreuten Pflegeheim in Andernach berichteten mir die Pflegekräfte bei der letzten Schulung, von tollen Erfolgen mit Lavendel-Waschungen, Einreibungen und warmen Handwickeln. Bei einer Bewohnerin wurde die Schlafmedikation vom Hausarzt sogar abgesetzt. Die Bewohnerin nimmt wieder am Leben teil, fühlt sich ausgeschlafen und ausgeglichen.
Lavandula angustifolia zählt zu den besterforschsten ätherischen Ölen.
Gerade bei Schlafstörungen bietet uns die Aromatherapie so viele komplementäre Möglichkeiten der Unterstützung. In einem von mir betreuten Pflegeheim in Andernach berichteten mir die Pflegekräfte bei der letzten Schulung, von tollen Erfolgen mit Lavendel-Waschungen, Einreibungen und warmen Handwickeln. Bei einer Bewohnerin wurde die Schlafmedikation vom Hausarzt sogar abgesetzt. Die Bewohnerin nimmt wieder am Leben teil, fühlt sich ausgeschlafen und ausgeglichen.
Lavandula angustifolia zählt zu den besterforschsten ätherischen Ölen.
Ätherische Öle, welche Ester,
Linalool (Monoterpenalkohol) oder Sesquiterpenverbindungen enthalten wirken ent-spannend,
beruhigend und schlaffördernd (uvm.). Sie können als Badezusatz, Einreibung
oder Inhalation angewendet werden und das (bei richtiger Dosierung) ganz ohne
Nebenwirkungen!
Pflegeöl bei Schlafstörungen:
50 ml Johanniskrautöl
5 Tropfen Lavendel fein (Lavandula angustifolia)
4 Tropfen Melisse (Melissa officinalis)
3 Tropfen Narde (Nardostachys jatamansi)
2 Tropfen Majoran (Origanum majorana)
3 Tropfen Mandarine rot (Citrus reticulata)
Bei immer mehr demenziell erkrankten Menschen in
Deutschland werden in den Alten- und Pflegeheimen immer mehr Angebote
geschaffen, um den Menschen ihre Würde und ihre Selbständigkeit so lange als
möglich zu erhalten und zu verbessern.
Mit den ätherischen Ölen haben Pflegekräfte eine wundervolle Möglichkeit die Erkrankten auf "sinnliche" Weise vielfältig zu "berühren".
Das Leben der Bewohner besteht nicht nur aus ihrer Akte und Pflegeplanung, aus Daten und Fakten, die Vergangenheit wird oftmals erst wieder lebendig durch die verschiedensten Sinneseindrücke.
Zu einem der wichtigsten Sinneseindrücke gehört das Riechen, denn in unserem "Riechhirn" dem limbischen System, werden alle "Geruchserinnerungen" gespeichert. So kommt es auch, dass wir z.B. beim Geruch von Zimt, Mandarine, Vanille & Co. unweigerlich an die Weihnachtszeit erinnert werden. Viele Kindheitserinnerungen werden geweckt und ein wohliges Gefühl ausgelöst.
Umgekehrt kann es sein, dass der Duft von Lavendel uns an die Seife der ungeliebten Tante erinnert, die bei jedem Besuch ein Küsschen wollte.......
Mit den ätherischen Ölen haben Pflegekräfte eine wundervolle Möglichkeit die Erkrankten auf "sinnliche" Weise vielfältig zu "berühren".
Das Leben der Bewohner besteht nicht nur aus ihrer Akte und Pflegeplanung, aus Daten und Fakten, die Vergangenheit wird oftmals erst wieder lebendig durch die verschiedensten Sinneseindrücke.
Zu einem der wichtigsten Sinneseindrücke gehört das Riechen, denn in unserem "Riechhirn" dem limbischen System, werden alle "Geruchserinnerungen" gespeichert. So kommt es auch, dass wir z.B. beim Geruch von Zimt, Mandarine, Vanille & Co. unweigerlich an die Weihnachtszeit erinnert werden. Viele Kindheitserinnerungen werden geweckt und ein wohliges Gefühl ausgelöst.
Umgekehrt kann es sein, dass der Duft von Lavendel uns an die Seife der ungeliebten Tante erinnert, die bei jedem Besuch ein Küsschen wollte.......
Biographiearbeit in Verbindung
mit ätherischen Ölen - duftende Erinnerungen
... Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: Denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis... (J.W. Goethe)
Naturreine ätherische Öle wirken auch, wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden: Prof. Hildebert Wagner (Direktor des Instituts für pharmazeutische Biologie an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität) wies in Versuchen mit gesunden Personen und Probanden ohne
... Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: Denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis... (J.W. Goethe)
Naturreine ätherische Öle wirken auch, wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden: Prof. Hildebert Wagner (Direktor des Instituts für pharmazeutische Biologie an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität) wies in Versuchen mit gesunden Personen und Probanden ohne
Geruchssinn (Anosmie) nach, dass z.B. durch
Einatmen von Rosmarinöl bei beiden Gruppierungen die Durchblutung des Gehirns
gesteigert wurde.
Im Rahmen der Aromapflege bei demenziell Erkrankten
ist eine „gute“ Biographie Arbeit durchaus sinnvoll – hierbei kann
herausgefunden werden, welche Gerüche der Patient besonders gerne gerochen,
bzw. welche er abgelehnt hat. Diese Kenntnisse können im Rahmen der
Pflegeplanung mit einbezogen werden. Dadurch kann auch die Stimmung des
Patienten positiv beeinflusst werden.
Was denn nun?
Aromapflege
ist
die Anwendung ätherischer Öle u. daraus hergestellter Aromapflegeproduktenauf
intakter
Haut
Umfasst
die Grund- und Behandlungspflege
Aromatherapie
Ist
Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten
Darf
von Pflegekräften nur mit Anordnung des Arztes durch- bzw. ausgeführt werden
Behandlung
z.B. von Wunden, Ulcera, MRSA usw.
Voraussetzungen
- Geschultes Personal
- Kenntnisse über die ätherischen Öle deren Anwendung und Wirkungen
- Standards und/oder Konzepte
- Regelmäßige Evalution
- Austausch im Team
....dann
- können ätherische Öle verantwortungs- und sinnvoll angewendet werden
- sind Nebenwirkungen bei physiologischen Dosierung keine zu befürchten
- Kann mit wenig viel erreichet werden – minimale Menge, maximale Wirkung
- nicht nur Bewohner/Patienten profitieren von der Anwendung ätherischer Öle – auch
- Pflegende berichten immer wieder von einem anderen Zugang zu den Bewohnern und
- Patienten
Einsatzmöglichkeiten
- Statt der „herkömmlichen“ Bodylotion, werden individuelle auf den Bew./Pat. abgestimmte Körperöle verwendet
- Individuelle Raumbeduftung je nach Tages- und Jahreszeit
- Hand- statt Fußbäder – einfach und dennoch effektiv
- Viele Einsatzmöglichkeiten auch im Betreuungsalltag (ohne Pflege-Hintergrund)
- Handwickel
- Ölauflagen
- Duftflecken
- Dufte Kleiderbeutel
Anwendungsmöglichkeiten bei:
- Ängsten
- Unruhe
- Schlafstörungen
- Herausforderndes Verhalten
- zur Steigerung des Wohlbefindens
- als Duftanker -> in Verbindung z.B. mit Basaler Stimulation
- in der Sterbebegleitung
Handbäder
die „einfache“ alternative zu aufwendigen Fußbädern
Durchführung: einfach
Zeitaufwand: mäßig
aktivierend: Rosmarin cineol, Lavandin, Pfefferminze,
Wacholderbeere
beruhigend: Lavendel fein, Rose, Rosengeranie,
Kamille römisch, Palmarosa, Neroli 10 %,
Melisse 10 %
erwärmend: Ingwer, Benzoe, Tonkaextrakt,
Vanilleextrakt
stärkend: Zeder, Narde Vetiver, Patchouli,
Angelikawurzel
Anwendung
1- 2 Tropfen ätherisches Öl oder ätherische Ölmischung in
eine Waschschüssel mit Wasser (je nach Pflegeziel) emulgieren.
Tipp: Zur Visualisierung kann ein Bild der Pflanze,
welche als ätherisches Öl bei der Waschung verwendet wird, dazu gestellt
werden.
Kompressen
- zur Schlafförderung mit Lavendel fein, Melisse 10 %, Rose, Petit Grain
- bei Ängsten und Unruhe mit Melisse 10 %, Lavendel fein, Kamille römisch, Neroli 10 %
Rezeptur für eine Ölkompresse bei Unruhe
1 Eßl. Pflanzenöl (z.B. Johanniskrautöl)
2 gtt. Melisse 10 % (Melissa officinalis)
1 gtt. Neroli 10 % (Citrus aurantium ssp aurantium)
2 gtt. Melisse 10 % (Melissa officinalis)
1 gtt. Neroli 10 % (Citrus aurantium ssp aurantium)
Wettbewerbsbeitrag im Rahmen der Fachkampagne
„Berufsfeld: Moderne Altenpflege“ des BMFSFJ
„Berufsfeld: Moderne Altenpflege“ des BMFSFJ
Erstellt von den Auszubildenden des Kurses 34 im AQZ St.
Wendel im Rahmen des von mir erteilten Unterrichts
„Mit
nur ein paar Tropfen zur modernen Altenpflege“
- Schüler des 3. Ausbildungsjahres
- ca. 25 Ustd. Aromapflege
- Konzept-, Standard- und Rezepturerarbeitung im Unterricht
- Erlernen einer Hand-Arm-Massage
Umsetzung
- Praktische Umsetzung in Gruppen in Kooperation mit einem Pflegeheim
- 2 Schüler pro Bewohner
- 2-3 mal pro Woche/Hand-Arm-Massage
- Schwer demenziell Erkrankte
Verwendete Mischung
Lavendel
fein (Lavandula angustifolia / vera) 2°
Rosenholz
(Aniba rosaeodora) 3°
Tonka
extrakt (Dipteryx odorata) 2° Ölmischung / Rezeptur
Mandarine
rot (Citrus reticulata) 2°
50 ml Basisöl (z. B. Olivenöl, Aprikosenkernöl)
Fazit
- Alle Schüler erlebten diese Zeit als sehr positives Miteinander
- Alle betreuten Bewohner zeigten deutliche Entspannungszeichen
- Eine Bewohnerin (ohne Artikulation) beantwortete die Frage: „Frau G. gefällt Ihnen die
Die
Schüler waren sich einig, dass man mit wenig Aufwand unglaublich viel erreichen könnte!
Fallbeispiel 1
Juli 2012
Mitarbeiterin
tropft ausversehen Weihnachtsduft in die Duftlampe
Ein
demenziell erkrankter Bewohner stimmt „Oh du fröhliche“ an und alle singen mit
Fazit: ätherische Öle wecken Erinnerungen
Riechen.....
- weckt Erinnerungen
- setzt Emotionen frei
- Botenstoffe werden ausgeschüttet
-> körperliche und geistige Wirkung
Welche Bedeutung hat die Aromapflege bei der Pflege
demenziell erkrankter Bewohner/Patienten
Auf der psychischen Ebene
- Die Aromapflege erreicht die Sinne, weckt Erinnerungen und Emotionen
Aromapflege
stärkt das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen des Bewohners/Patienten
- Die Zuwendungen im Rahmen der Aromapflege schaffen besondere zwischenmenschliche Beziehungen
Welche
Bedeutung hat die Aromapflege für Pflegende
- Aufbau einer persönlichen Ebene zum Patienten/Bewohner
- Individuelle Pflege (mit der nötigen Sachkenntnis) möglich
- Alternative/komplementäre Pflegemethoden durch geringen Mehraufwand
- „es riecht“ besser im Berufsalltag
Fazit: Das
berufliche Selbstverständnis, das eigene Selbstwertgefühl, sowie die
Arbeitszufriedenheit werden neu definiert.