Am letzten Samstag durfte ich einen sehr besonderen Prüfungs- und Colloquium Tag mit drei angehenden Aromapflegerinnen erleben.
Drei sehr unterschiedliche, tolle Facharbeiten wurden mir hierfür vorgelegt und an diesem Tag präsentiert. Alle drei Teilnehmerinen sind damit einverstanden, dass ich diese Facharbeiten hier kurz vorstelle.
Beginnen möchte ich heute mit der Facharbeit von Sandra Holleitner.
Sandra arbeitet auf einer Palliativstation mit 10 Patienten als
examinierte Krankenschwester mit Palliativ Care Weiterbildung.
Ihre Aufgaben auf dieser Station sind:
·
die Durchführung der bestmöglichen, ganzheitlichen Pflege am
Patienten,
die zur Gesundheit,
zur Genesung oder zu einem würdigen Tod beitragen
·
Gespräche führen mit schwerkranken Menschen sowie mit Angehörigen
·
Begleitung in der letzten Lebensphase und darüber hinaus
·
Versorgung verstorbener Patienten
·
Pflege im Zusammenhang von Religion und Spiritualität
·
Sowie das Wohlfühlen auf der Station
· Sowie das Versorgen von Wunden, Portsystemen, Anus praeter,
Urostoma,
Trachealkanülen usw.
·
Aromapflege in der Pflege
Außerdem arbeitet sie im Bremerhavener Verein Ambulante
Palliativversorgung e. V.
Einführung der Mundpflege mit
ätherischen Ölen auf der Palliativstation der Klinik
Nachdem Sandra die ersten Aromapflegekurse absolviert hatte,
beschloss Sie die Kenntnisse im Krankenhaus anzuwenden bzw. anzubieten.
Ihr Vorhaben hat sie mit der zuständigen Pflegedienstleitung besprochen, diese war sehr positiv der Aromapflege gegenüber eingestellt und erteilte Sandra die Erlaubnis, diese auf Station einzuführen. Sogar ein kleines Budget wurde ihr bewilligt, damit konnte Sie die ersten Öle in der Krankenhaus Apotheke und elektrische Duftlampen bestellen.
Die Anfänge auf der Palliativstation waren nicht
immer leicht. Mit der Zeit wurde die Aromapflege aber immer mehr akzeptiert.
Trotz der Akzeptanz und der Möglichkeit Öle über die Apotheke zu beziehen, mussten die Kosten doch immer im Auge behalten werden und Improvisation war gefragt. So verwendetete sie zum Beispiel
am Anfang zur Aufbewahrung des Mundwassers und des Mundöls verschließbaren Sputum Becher.
Ihr ist es gelungen die komplette Mundpflege auf der Station umzustellen. Es gibt nun statt des üblichen Mundpflegesets ein "aromatisches" Mundpflegeset, welches aus einem Mundwasser, einem Mundpflegeöl und einem Lippenbalsam besteht.
Sofern ein Patient Bestandteile dieses Standard-Mundpflegesets nicht mag, bekommt er ein
auf seine persönlichen Bedürfnisse genau abgestimmtes Pflegeset zur Verfügung
gestellt.
Das Standardmundpflegeset steht immer auf dem Aroma-Wagen
der Palliativstation und kann somit von allen Kollegen jederzeit genutzt
werden. Genaue Angaben über das Verfalldatum und das Mischungsverhältnis der
einzelnen Zusammensetzungen werden auf den Behältnissen dokumentiert.
Das Mundwasser besteht aus:
1000 ml
Mineralwasser ohne Kohlensäure
1 ml Alkohol 95 %
2 Tropfen Kardamon (Elletaria cardamomum)
2 Tropfen Fenchel (Foeniculum vulglare)
2 Tropfen Zitrone (Citrus limonum)
Das Mund Öl enthält:
100 ml Olivenöl
mild
5 Tropfen Kardamon (Elletaria cardamomum)
5 Tropfen Fenchel (Foeniculum vulglare)
3 Tropfen Zitrone (Citrus limonum)
Das Lippenbalsam wird gefertigt aus:
250g Sheabutter
250g Kokosöl
60g Mandelöl
10g Sanddornfruchtfleischöl
10g Vitamin E
15 Tropfen Lavendel
fein (Lavandula angustifolia)
15 Tropfen Benzoe
siam (Styrax benzoe)
Fallbeispiel:
Frau M., 31 jährige Patientin mit B-Zell-Lymphom,
Zustand nach Chemotherapie
Beschreibung des
vorgefundenen Zustandes:
Die Patientin klagte über eine stark abgelöste
Mundschleimhaut mit Aphtenbildung im gesamten Mundbereich. Das Essen und
Trinken fiel ihr sehr schwer und war immer schmerzhaft. Sie mochte gerne viel
trinken, konnte es aber in diesem Zustand nicht.
Durchgeführte
Aromapflege:
Zu Beginn wurde das Sanddornfruchtfleisch-Öl pur für den
ganzen Mundbereich verwendet, mehrmals täglich hielten wir für sinnvoll. Nach
einem Tag wurde es dann langsam besser, so dass wir mit der Mischung begonnen
haben nur spezielle Stellen (Aphten) mit dem Sanddornfruchtfleisch-Öl zu
benetzen.
Ergebnis:
Nach 5 Tagen erzielten wir einen guten Erfolg, sodass selbst
die Patientin sehr überrascht war. Sie wollte jetzt die Mundpflegemischung prophylaktisch
nutzen. Frau M. begann immer einen Tag vor der Chemotherapie und wir konnten
feststellen, dass es zu einem Rückgang der Aphten kam. Ebenfalls gingen die Mundschleimablösungen
zurück. Am Ende ihres Lebens mochte Sie auch gerne das Mundwasser in der
Sprühflasche zum Befeuchten. Das Wohlbefinden und das Trinkverhalten der
Patientin verbesserte sich sehr, die Lebensqualität stieg dadurch.
Verwendete Tinktur:
9 ml Olivenöl mild
1 ml
Sanddornfruchtfleisch Öl
1 Tropfen Niauli (Melaleuca viridiflora)
1 Tropfen Manuka (Leptospermum scoparium)
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