Gerade beschäftige ich mich mit einem neuen Skript -
dieses Seminar wird ab Herbst, das bestehende 2-tägige Basisseminar ergänzen
bzw. erweitern.
Zu den Themen gehört unter anderem auch die Botanik
rund um die ätherischen Ölpflanzen. Auch ich finde es immer wieder spannend die
lateinischen/botanischen Namen der ätherischen Ölpflanzen und auch anderer
Pflanzen zu übersetzen - sagen sie uns doch schon soviel über die Form der
Blätter, Blüten, der Herkunft, den Gebrauch, das Verhalten, ihren Wuchsort und
sovieles mehr.
Die botanischen Pflanzennamen sollte jeder
Aromapflegende/-therapeut kennen, sind sie doch unerlässlich für den
professionellen Gebrauch der ätherischen Öle.
Immer noch findet man in manchen Büchern oder auch in
Aromakonzepten in Einrichtungen Rezepturen die keine genaue Bezeichnung des
jeweils verwendeten ätherischen Öls enthalten.
So z.b. eine Rezeptur aus einem Krankenhaus die wie
folgt lautete:
beruhigende Einreibung:
25 ml Mandelöl
3 Tr. Bergamotte
3 Tr. Mandarine rot
2 Tr. Benzoe
2 Tr. Thymian
nun stelle ich mir natürlich die Frage, welchen
Thymian soll denn nun in diese Mischung mit rein?
Für die Aromatherapie sind
folgende Klassifizierungsbestandteile wichtig:
· - Pflanzenfamilie z.B.
Rosaceae
· - Gattung (Genus) z.B. Rosa
· - Art (Spezies) z.B.
damascena
Anhand des Thymian
Beispieles oben, würde das bedeuten:
Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütler)
Gattung: Thymus
bis dahin ist ja alles gut,
aber beim Thymian gibt es einige unterschiedliche Arten
(Spezies), welche von Ihrer Wirkweise sehr verschieden sind. Deshalb muss man
genau wissen, welchen Thymian kann bzw. möchte ich einsetzen.
Arten: z.B.
vulgaris -> gemein,
gewöhnlich (bezogen auf die weitverbreiteste Art ihrer Gattung
serpyllum -> das Wort ist
angelehnt an lat. serpere - kriechen
mastichina ->
mastichinus; nach Mastix riechende Pflanze
dann wäre beim Thymian noch der Chemotyp zu beachten:
linalool -> hierbei handelt es sich um
den milden Thymian, mit dem Monoterpenalkohol Linalool (auch als
Lavendelalkohol bekannt.
Thymus vulgaris ct. linalool |
geraniol -> geprägt vom
Monoterpenalkohol geraniol, den man z.B. auch im Rosengeranienöl findet
thymol -> hier
finden wir das Penol Thymol, welches als hautreizend und lebertoxisch bekannt
ist, daher eher in der Therapie als in der Pflege seine Verwendung findet,
genauso wie der carvacrol-Typ
thujanol -> auch ein milder monoterpenolhaltiger Thymian der z.B. sehr stark antiviral und antibakteriell (eingesetzt auch bei Chlamydien) wirkt.
An diesem Beispiel wird deutlich wie vielseitig ätherische Öle einer Pflanzengattung sein können!
Binäre Nomenklatur
1753
war das „Geburtsjahr“ der botanischen Namen, in diesem Jahr ist die 1. Auflage von
Carl von Linnés „Species plantarum“ erschienen. Linné prägte die binäre
Nomenklatur und wandte sie als erster ganz konsequent auf alle Pflanzen an.
Alles was vorher als Pflanzennamen galt wurde für ungültig erklärt.
Durch
die einheitliche Bezeichnung ist gewährleistet, dass jeder botanische Name in
der ganzen Welt gleich ist! Ich nenne sie auch immer die Weltsprache der
Pflanzen! Die gewählte Sprache fiel auf Latein, nicht zuletzt deshalb weil
diese Sprache keiner Veränderung mehr unterworfen ist. Auch wenn ein großer
Teil der Namen aus dem griechischen stammt (und wenige andere aus verschiedenen
weiteren Sprachen), wurde alle Namen in Form, Schreibweise und Aussprache
latinisiert.
Hier
ein paar interessante ätherische Öle:
Hinweis:
der erste Name nennt immer die Gattung, der zweite Name beschreibt meist eine
Eigenschaft der Pflanze:
Lavandula
angustifolia ->Lavendel, schmalblättrig
Eukalyptus
globulus -> Eukalyptus, kugelförmig (bezieht sich auf die Samen)
Hypericum
perforatum -> Johanniskraut, perforiert (bezieht sich auf die Blätter)
Melissa
officinalis -> Melisse, offiziell in der Heilkunde/Apotheke
gebräuchlich
Lavandula
spica -> Lavendel, ährenförmig (bezieht sich auf die Blüten)
Rosa
damascena -> Rose, aus Damaskus
Cedrus
atlantica -> Zeder vom Atlasgebirge
Eucalyptus
citriodora -> Eukalyptus, citri=zitronig, odora->duftend
Pinus
silvestris -> Waldkiefer, im Wald wachsend
Cistus
ladaniferus -> Cistrose, Harz liefernd
Boswellia
sacra, B. carterii -> Weihrauch, heilig, zu ehren von Botaniker William
R. Carter
Cupressus
sempervirens -> Zypresse, immergrün
Gaultheria
fragrantissima -> Wintergrün, stark duftend
Zu diesen spannenden Namenfindungen kann ich folgende Bücher empfehlen:
Die wissenschaftlichen Namen der Pflanzen, Seybold -> klick hier
Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Helmut Genaust -> klick hier
Mehr dazu im Seminar "Faszination ätherische Öle"
Themen:
- Botanik
- Faszination Inhaltsstoffe - Sinn und Unsinn von Warnhinweisen
- Erweiterung der Basics aus dem Basisseminar I
- Der Weg der ätherischen Öle über die Haut - Wirkung auf Hau- u. Schleimhäute, über die Haut zur Seele, lymphatische Wirkung
- Darf es ein wenig mehr sein? - Dosierung, Rezepturen und Nebenwirkungen
am 18. November 2014
Anmeldung unter info@vivere-aromapflege.com
super-erläuterung! serpere kommt übrigens von serpens=die schlange, also auch "schlängelnd" wachsend, tja, bin halt latein-geschädigt. habe übrigens in japan fest gestellt, dass einige pflanzennamen einfach abwandlungen der lokalen namen sind, nandina, der heilige bambus heißt auf japanisch nando, der hässliche name xanthoxylon (gelbholz, als öl bei oshadhi erhältlich) heißt dort shanto (ein oberleckeres speisegewürz).
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