Montag, 24. März 2014

Sag mir wie du heißt.....


Gerade beschäftige ich mich mit einem neuen Skript - dieses Seminar wird ab Herbst, das bestehende 2-tägige Basisseminar ergänzen bzw. erweitern.

Zu den Themen gehört unter anderem auch die Botanik rund um die ätherischen Ölpflanzen. Auch ich finde es immer wieder spannend die lateinischen/botanischen Namen der ätherischen Ölpflanzen und auch anderer Pflanzen zu übersetzen - sagen sie uns doch schon soviel über die Form der Blätter, Blüten, der Herkunft, den Gebrauch, das Verhalten, ihren Wuchsort und sovieles mehr.

Die botanischen Pflanzennamen sollte jeder Aromapflegende/-therapeut kennen, sind sie doch unerlässlich für den professionellen Gebrauch der ätherischen Öle.

Immer noch findet man in manchen Büchern oder auch in Aromakonzepten in Einrichtungen Rezepturen die keine genaue Bezeichnung des jeweils verwendeten ätherischen Öls enthalten.

So z.b. eine Rezeptur aus einem Krankenhaus die wie folgt lautete:

beruhigende Einreibung:
25 ml Mandelöl
3 Tr. Bergamotte
3 Tr. Mandarine rot
2 Tr. Benzoe
2 Tr. Thymian

nun stelle ich mir natürlich die Frage, welchen Thymian soll denn nun in diese Mischung mit rein?

Für die Aromatherapie sind folgende Klassifizierungsbestandteile wichtig:

·      - Pflanzenfamilie z.B. Rosaceae

·      - Gattung (Genus) z.B. Rosa

·      - Art (Spezies) z.B. damascena

Anhand des Thymian Beispieles oben, würde das bedeuten:


Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütler)
Gattung: Thymus

bis dahin ist ja alles gut, aber beim Thymian gibt es einige unterschiedliche Arten (Spezies), welche von Ihrer Wirkweise sehr verschieden sind. Deshalb muss man genau wissen, welchen Thymian kann bzw. möchte ich einsetzen.

Arten: z.B.  
vulgaris  -> gemein, gewöhnlich (bezogen auf die weitverbreiteste Art ihrer Gattung
serpyllum -> das Wort ist angelehnt an lat. serpere - kriechen
mastichina -> mastichinus; nach Mastix riechende Pflanze

dann wäre beim Thymian noch der Chemotyp zu beachten:
linalool -> hierbei handelt es sich um den milden Thymian, mit dem Monoterpenalkohol Linalool (auch als Lavendelalkohol bekannt.

Thymus vulgaris ct. linalool

geraniol -> geprägt vom Monoterpenalkohol geraniol, den man z.B. auch im Rosengeranienöl findet

thymol -> hier finden wir das Penol Thymol, welches als hautreizend und lebertoxisch bekannt ist, daher eher in der Therapie als in der Pflege seine Verwendung findet, genauso wie der carvacrol-Typ 

thujanol -> auch ein milder monoterpenolhaltiger Thymian der z.B. sehr stark antiviral und antibakteriell (eingesetzt auch bei Chlamydien) wirkt.

An diesem Beispiel wird deutlich wie vielseitig ätherische Öle einer Pflanzengattung sein können!

Binäre Nomenklatur

1753 war das „Geburtsjahr“ der botanischen Namen, in diesem Jahr ist die 1. Auflage von Carl von Linnés „Species plantarum“ erschienen. Linné prägte die binäre Nomenklatur und wandte sie als erster ganz konsequent auf alle Pflanzen an. Alles was vorher als Pflanzennamen galt wurde für ungültig erklärt.

Durch die einheitliche Bezeichnung ist gewährleistet, dass jeder botanische Name in der ganzen Welt gleich ist! Ich nenne sie auch immer die Weltsprache der Pflanzen! Die gewählte Sprache fiel auf Latein, nicht zuletzt deshalb weil diese Sprache keiner Veränderung mehr unterworfen ist. Auch wenn ein großer Teil der Namen aus dem griechischen stammt (und wenige andere aus verschiedenen weiteren Sprachen), wurde alle Namen in Form, Schreibweise und Aussprache latinisiert. 

Hier ein paar interessante ätherische Öle:

Hinweis: der erste Name nennt immer die Gattung, der zweite Name beschreibt meist eine Eigenschaft der Pflanze:

Lavandula angustifolia ->Lavendel, schmalblättrig
Eukalyptus globulus -> Eukalyptus, kugelförmig (bezieht sich auf die Samen)
Hypericum perforatum -> Johanniskraut, perforiert (bezieht sich auf die Blätter)
Melissa officinalis -> Melisse, offiziell in der Heilkunde/Apotheke gebräuchlich 
Lavandula spica -> Lavendel, ährenförmig (bezieht sich auf die Blüten)
Rosa damascena -> Rose, aus Damaskus
Cedrus atlantica -> Zeder vom Atlasgebirge
Eucalyptus citriodora -> Eukalyptus, citri=zitronig, odora->duftend
Pinus silvestris -> Waldkiefer, im Wald wachsend
Cistus ladaniferus -> Cistrose, Harz liefernd
Boswellia sacra, B. carterii -> Weihrauch, heilig, zu ehren von Botaniker William R. Carter
Cupressus sempervirens -> Zypresse, immergrün
Gaultheria fragrantissima -> Wintergrün, stark duftend


Zu diesen spannenden Namenfindungen kann ich folgende Bücher empfehlen:

Die wissenschaftlichen Namen der Pflanzen, Seybold -> klick hier
Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Helmut Genaust -> klick hier


Mehr dazu im Seminar "Faszination ätherische Öle"
Themen:
  • Botanik
  • Faszination Inhaltsstoffe - Sinn und Unsinn von Warnhinweisen
  • Erweiterung der Basics aus dem Basisseminar I
  • Der Weg der ätherischen Öle über die Haut - Wirkung auf Hau- u. Schleimhäute, über die Haut zur Seele, lymphatische Wirkung 
  • Darf es ein wenig mehr sein? - Dosierung, Rezepturen und Nebenwirkungen
am 18. November 2014

Anmeldung unter info@vivere-aromapflege.com

1 Kommentar:

  1. super-erläuterung! serpere kommt übrigens von serpens=die schlange, also auch "schlängelnd" wachsend, tja, bin halt latein-geschädigt. habe übrigens in japan fest gestellt, dass einige pflanzennamen einfach abwandlungen der lokalen namen sind, nandina, der heilige bambus heißt auf japanisch nando, der hässliche name xanthoxylon (gelbholz, als öl bei oshadhi erhältlich) heißt dort shanto (ein oberleckeres speisegewürz).

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