Mittwoch, 4. Juni 2014

Ätherische Öle bei Schmerzen

Die International Association for the Study of Pain (Internationale Schmerzgesellschaft) liefert folgende Definition:
"... ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird".

Typische Formen des Schmerzes:

Akuter Schmerz: signalisiert dem Körper, dass es eine akute Gefahr gibt z.b. bei Verletzungen, Zahnschmerzen usw.

Chronischer Schmerz: hier unterscheidet man klar zum akuten Schmerz, denn der chronische Schmerz dauert über einen Zeitraum von mehreren Monaten an und verliert seine Alarmfunktion, dies kann bis zu einer eigenständigen Krankheit führen, der sogenannten Schmerzkrankheit. Hier hat sich eine Art Schmerzgedächtnis entwickelt.

Neuropatische Schmerzen (Nervenschmerzen): enstehen wenn Nervengebewebe z.B. durch Erkrankungen wie Diabetis mellitus, Schaden nimmt. Ein typisches Beispiel dafür sind Phantomschmerzen oder aber auch die Schmerzen nach einer Gürtelrose, die oft noch Wochen und Monate anhalten.

Schmerzen werden von Menschen unterschiedlich stark empfunden, dies hängt mit vielen Faktoren wie z.b. kulturellen Prägungen, Erziehung, seelischer Stabilität uvm. zusammen. Daher ist das Schmerzempfinden die sog. Nozizeption immer individuell ausgeprägt. Über körpereigene Botenstoffe, z.B. Endorphinen, ist der Körper in bestimmten Situationen in der Lage, das Schmerzempfinden zu dämpfen. Auch einige Schmerzmittel setzen an dieser Stelle an.

Wirkung ätherischer Öle bei Schmerzen

Hierbei geht es nicht ausschließlich um die körperliche Wirkung, sondern auch die seelische Wirkung, welche die ätherischen Öle beeinflussen können. Der Schmerz ist eine emotionale Empfindung und wird durch unterschiedliche Neurotransmitter beeinflusst:

Endorphine, sind körpereigene "Schmerzmittel" und können für die körpereigene Schmerzstillung verantwortlich sein. Bei der Geburt eines Kindes, werden bei der Mutter eine große Menge an Endorphinen ausgeschüttet, dies ist ein Trick der Natur, damit die Mutter "vergisst" wie schmerzhaft die Geburt war - denn sonst würde sie keine Kinder mehr zur Welt bringen ;-)

Encephaline, wirken stimmungsaufhellend vor allem bei Stimmungsschwankungen und Melancholie.

Serotonin ist z.b. verwantwortlich für den Schlaf-Wach-Rhythmus, wirkt zudem beruhigend und angstlösend und dämpft die Übertragung der Schmerzbahnen zum Gehirn.

Weitere Botenstoffe, die durch ätherische Öle beeinflusst werden können sind: Noradrenalin und Prostaglandine.

Prostaglandine spielen eine große und entscheidende Rolle bei Entzündungsprozessen, der lokalen Schmerzvermittlung. Sie  können mit Hilfe von Hanföl, Leinöl, Nachtkerzenöl und Borretschsamenöl die Schmerzauslöser an den Nozizeptoren verdrängen.

Als Beispiel möchte ich folgende ätherische Öle nennen, welche alle sedierend, anxiolytisch sowie beruhigend, spasmolytisch und somit auch analgetisch wirken:

Rosengeranie (Pelargonium graveolens)
spasmolytisch, analgetisch, kühlend

Lavendel fein
(Lavandula angustifolia)
sedierend, spasmolytisch

Narde
(Nardostachys jatamansi)
sedierend, anxiolytisch

Orange oder Blutorange
(Citrus sinensis ssp. dulcis)
anxiolytisch, spasmolytisch

Rose
(Rosa damascena)
kühlend, sedierend, antiinflammatorisch

Tonkaextrakt
(Dipteryx odorata)
beruhigend und einhüllend

Ylang-Ylang komplett
(Cananga odorata)
stark analgetisch

Zedernholz
(Cedrus atlantica)
sedierend, spasmolytisch, stärkend

Körperöl "Loslassen"
50 ml  Johanniskrautöl
6 Tropfen Tonkaextrakt
4 Tropfen Orange
4 Tropfen Lavendel fein
2 Tropfen Narde

Rosengeranie

Auf der körperlichen Ebene der Schmerzreduzierung spielen ätherische Öle selbstverständlich auch ein Rolle. Da sie lipophil (fettlöslich) sind, können sie die Haut sehr gut penetireren.
Daher werden in der Behandlung von Schmerzen hyperämisierende (durchblutungsfördernde) ätherische Öle häufig als Antirheumatika und Antiphlogistika genutzt, wie z.B. bei:

  • rheumatischen Erkrankungen der Gelenke und Muskeln
  • Ischiasbeschwerden
  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Nacken-Schulter-Schmerzen
  • Neuralgien usw.
Beispielsweise können hier folgende Öle zum Einsatz kommen:

Cajeput (Melaleuca cajeputi)
schmerzlindernd bei rheumatischen, neuralgischen und muskulären Schmerzen

Majoran (Origanum majorana)
entkrampfend, schmerzlindernd

Eukalyptus globulus und radiata (Eucalyptus globulus/radiata)
bei Muskelschmerzen, Neuralgien

Myrte (Myrtus communis)
bei rheumatischen Beschwerden, Gelenk- und Rückenschmerzen

Wintergreen (Gaultheria fragrantissima)
stark entzündungshemmend und schmerzlindernd
Achtung: hier ist auf eine genaue Dosierung zu achten, diese liegt bei max. 0,5 % in einer schmerzlindernden Mischung

Rosmarin cineol (Rosmarinus officinalis c.t. 1,8-Cineol)
durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, schmerzlindernd

Kiefernadel (Pinus silvestris)
schmerzstillend, entzündungshemmend, entkrampfend

Körperöl als alternative zu den herkömmlichen Schmerzsalben:
50 ml Johanniskrautöl
5 Tropfen Wintergreen
5 Tropfen Majoran
10 Tropfen Cajeput
5 Tropfen Kiefernadel
5 Tropfen Lavendel fein


Es gibt noch eine ganze Reihe weitere ätherischer Öle die bei der unterstützenden Behandlung von Schmerzen zum Einsatz kommen können. Aber auch hier wie bei vielen anderen Anwendungen sollte eine Pflegekraft im Umgang mit den ätherischen Ölen geschult bzw. ausgebildet sein.

Seminarhinweis: Ätherische Öle bei Angst & Schmerzen am 14. November 2014
Anmeldung unter: info@vivere-aromapflege.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen