Freitag, 20. November 2015

Zwei außergewöhliche Aromapflege-Facharbeiten

Heute hatte ich die Ehre, zwei besondere Frauen zu prüfen.
Antje Zimmermann und Yvonne Bonertz haben zwei außergewöhnliche Facharbeiten zur Prüfung eingereicht und ich bin so stolz, dass ich diese beiden kennenlernen durfte und das diese tollen Projekte aus unseren gemeinsamen Ideen und dem erlernten in meiner kleinen, aber feinen Aromatherapie Schule entstanden sind!!!

Die Freude war groß!



Ich darf nun diese Facharbeiten hier vorstellen und wünsche mir sehr, dass viele Leser interesse daran und dem daraus entstanden bekommen.

Beginnen möchte ich mit der Facharbeit von Yvonne:

Yvonne arbeitet seit 2013 im Fachbereich Onkologie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Trier.

Sie hat einen Patientenratgeber geschrieben (und auch drucken lassen) mit dem Titel:
"Der begleitende Einsatz ätherischer Öle bei onkologischen Patienten"
Dieser Ratgeber soll zukünftig die Patienten mit nach Hause begleiten, damit diese die Aromapflege auch im häuslichen Umfeld einfach, sicher und kontinuierlich weiterführen können.

Der "dufte" Ratgeber für onkologische Patienten


Hier ein paar kleine Auszüge aus dem Patientenratgeber:

1.2 Hand-Fuß Syndrom
Unter dem Hand-Fuß Syndrom versteht man eine oft sehr schmerzhafte Hautveränderung die nach der Gabe von zytostatischen Arzneistoffen entsteht. Meistens sind die Handinnenflächen zuerst betroffen, anschließend die Fußsohlen. Erste Symptome sind Kribbeln und gerötete Handkanten.
Hinzu können Schwellungen, schmerzhafte Rötungen, Taubheitsgefühl, Hautschuppung bis hin zu offenen Hautstellen kommen.
Es gibt Hautpflegefirmen die behaupten, dass der Einsatz von ätherischen Ölen gefährlich sei, was aber nach meinen Erkenntnissen absoluter Unsinn ist. Leider ist es in vielen Infobroschüren so beschrieben, was die Patienten zusätzlich verunsichert.

Erste Hilfe verschafft oft ein Hand-oder Fußbad mit kühlem Wasser. Dazu 1 Tropfen Lavendel fein ( Lavandula angustifolia) und 1 Tropfen Kamille blau ( Chamomilla recutita). Beides in 1 Eßl. Kaffeesahne emulgieren und ins Wasser gießen.

Als anschließende Hautpflege:
50 ml Mandelöl (Prunus dulcis)
10 Tropfen Lavendel fein( Lavandula angustifolia)
6 Tropfen Niaouli ( Melaleuca viridiflora)
Es empfiehlt sich auch eher weiche Socken und Kleidung anzuziehen, keine Gummihandschuhe oder Material, in dem man leicht schwitzt.

2. Mund und Schleimhäute



2.1 Mund-und Schleimhautveränderungen
Die Zellen der Schleimhäute sind sehr wachstumsaktiv, das Schleimhautgewebe erneuert sich ständig. Die oberen Zellschichten werden abgetragen und neue Zellen wachsen nach. Die Geschwindigkeit dieses andauernden Regenerationsprozesses ist hier am größten.
Wird im Falle einer Bestrahlung oder Chemotherapie die Regeneration der Schleimhäute gestört kommt es  vor allem im Mund zu Schädigungen. Neben der fehlenden Regeneration kommt hinzu, dass der  angegriffenen Mundschleimhaut die natürliche Schutzbarriere fehlt. Bakterien und Mikroorganismen haben es hier ganz leicht, in das Gewebe einzudringen und sich zu vermehren. Es können Entzündungen entstehen, die sehr schmerzhaft und belastend sind.

Neben der sorgfältig durchgeführten Mundpflege hat uns die Natur hier ein ganz besonderes, fettes Öl zur Verfügung gestellt: Das Sanddornfruchtfleischöl (Hippophae rhamnoides)

Auf unserer Station war Sanddornfruchtfleischöl das fette Öl, welches für mich den Einstieg in der Einführung der Aromapflege erleichtert hat. Wir hatten eine Patientin, die einen langen Leidensweg mit einer schwerwiegenden Mukositis hinter sich hatte. Es kam sogar so weit, dass sie über einen langen Zeitraum Morphium bekommen musste und parenteral ernährt wurde, weil sie so starke Schmerzen hatte. Die Ratlosigkeit war sehr groß weil kein Medikament dagegen geholfen hatte.
Ich habe dann die Wirkung von Sanddornfruchtfleischöl rausgeschrieben, Quellenverweise daran gemacht und es unseren Stationsärzten vorgelegt. Ich durfte es daraufhin in der Apotheke bestellen und am nächsten Tag bekam die Patientin es dann schon. Was dann geschah verblüffte selbst mich. Die Patientin war so begeistert das sie sofort mehrmals täglich 3-4 Tropfen von dem Öl einnahm. Sie berichtet, dass ihr dies sehr den Schmerz nehme und sie das Gefühl habe, endlich wieder etwas essen zu können. Innerhalb von 10 Tagen war der Mund fast vollständig abgeheilt. Unser leitender Oberarzt wollte damals mit aller Gewalt das Sanddornfruchtfleischöl absetzen aber die Patientin hat sich sehr gewehrt und mit allem gedroht was ihr eingefallen ist, wenn er es wagen würde. Sie war so offen gegenüber den Ölen und hat sich auch wirklich mit vielen verschiedenen Maßnahmen begleiten lassen. Kurz darauf  forderte der Oberarzt eine ausführliche Studie, die ich mit Sabrinas Hilfe auch vorlegen konnte.
Danach folgte ein Sanddornprojekt worin alle Patienten auf die Wirkung von Sanddornfruchtfeischöl aufmerksam gemacht wurden und es auch prophylaktisch eingenommen haben. Die Mukositis ist seitdem deutlich auf dem Rückmarsch. 

Anwendung:
2-3 mal täglich 5-10 Tropfen Sanddornfruchtfleischöl in den Mund träufeln und mit der Zunge verteilen. Das Sanddornfruchtfleischöl ist erhältlich in Reformhäusern oder bei der Firma Primavera.
Einen guten Zusatz bildet noch Birkenzucker (Xylit), zu beziehen bei www.feeling.de
1 Teelöffel in Wasser auflösen und anfangs bei laufender Therapie 1/2 stündlich, später 1-2 stündlich den Mund damit ausspülen

3. Magen-Darm Trakt

3.1 Übelkeit und/oder Erbrechen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei Chemotherapie gehören Übelkeit und Erbrechen.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei der körpereigene Botenstoff Serotonin. Dieser aktiviert unter anderem das Brechzentrum im Gehirn und löst Übelkeit und Erbrechen aus. In manchen Fällen ist dieser Mechanismus sehr wichtig, beispielsweise bei einer Magen-Darm Infektion. Dort werden dann gefährliche Erreger ausgeschieden.
Die Therapie greift hauptsächlich die Zellen an, die sich häufig teilen - also Krebszellen, aber auch die Darmzellen erneuern sich ständig und sind deshalb besonders anfällig für die Therapie. Die geschädigten Darmzellen setzen Serotonin frei, welches an einem Rezeptor auf der Oberfläche von Nervenzellen andockt und somit das Brechzentrum im Kopf aktiviert.
Neben der Übelkeit bei der Chemotherapie kann es auch nach der Bestrahlung zu Übelkeit kommen. Bei dem sogenannten „Strahlenkater“ oder in der Fachsprache genannten Strahlensyndrom kommt es ebenfalls oft zu einer erhöhten Neigung zu Übelkeit und/oder Erbrechen. Auch für diese Form gelten die unten genannten ätherischen Öle. Bei der Auswahl ist es unbedingt sehr wichtig den Patienten miteinzubeziehen. Ekelt er sich davor, nützt auch das beste ätherische Öl nichts.

Sehr wohltuend ist auch eine sanfte Bauchmassage mit einer anschliessenden warmen Auflage.

Bauchwohl-Mischung
10 ml Johanniskrautöl
2 gtt Lavendel fein (Lavandula angustifolia)
1 gtt Pfefferminze (Mentha piperita)

Die Mischung sanft im Uhrzeigersinn einmassieren. Anschließend ein Handtuch mit warmem Wasser befeuchten und auf den Bauch legen. Mit einem trockenen Handtuch abdecken. Auf Wunsch noch eine Wärmflasche obendrauf oder schön warm zudecken.
Auch die Anwendung von Pfefferminzhydrolat hat sich sehr gut bewährt.

Die Mischung in Form eines Raumsprays ist eine beliebte  Methode um Übelkeit zu bekämpfen. Es kann bei Belieben auch auf das Kopfkissen aufgesprüht oder auf einer Kompresse in die Nähe des Gesicht gelegt werden.

Mischung
50ml Pfefferminzhydrolat (alternativ auch Wodka)
15 gtt Pfefferminzöl (Mentha piperita)
15 gtt Ingweröl (Zingiber officinale)
In eine Braunglasflasche mit Sprühaufsatz füllen, gut schütteln und in Nasennähe zum Einatmen versprühen. (Vorsicht, nicht in die Augen!)

ODER in Form eines Riechsalzes
Ein kleines Schraubglas oder einen Tropfenbecher mit
1 gtt Zitrone und
2 gtt Pfefferminze befüllen, anschliessend
50g normales Haushaltssalz darauf 
und mit geschlossenen Deckel schütteln.

Alle Mischungen können mehrmals täglich angewendet werden.
Die Einnahme von Ingwerkapseln wirkt ebenfalls gut gegen Übelkeit. Man kann auch die Knolle mit heißem Wasser übergiessen, abkühlen lassen und schluckweise langsam trinken.
.......

Rund um den Bauch
Die Inhalte des Patientenratgebers

Der Patientenratgeber kann absofort vorbestellt werden unter www.vivere-aromapflege.de


Nun die Vorstellung der Projektarbeit von Antje Zimmermann:

Als Antje vor über einem Jahr im Aromachemie Seminar saß, viel mir auf, dass sie plötzlich anfing Komikfiguren zu zeichnen. Bei genauerem hinschauen, stellte ich jedoch fest, dass sie nicht aus Langeweile oder mangelndem Interess zu malen anfing, nein ich erkannte plötzlich Monoterpene und Aldehyde als lustige Zeichnungen.

In der Pause habe ich sie dazu ermuntert doch daraus ein Plakat und ein Spiel für Aromapflege-Schüler zu entwickeln - erst schaute sie mich völlig irritiert an, dann aber sah ich ihr das Gedankenkarusell in ihrem Kopf an und sie meinte, sie denkt darüber nach.
In einem ihrer nächsten Seminare überraschte sie mich dann mit einem selbstgemalten Plakat und gestalteten Molekülkarten, nun war das "Molekül-Spiel" geboren.

Heute nun durfte ich es bei der Vorstellung ihres Projektes in den Händen halten - sie hat ein tolles Lernspiel entwickelt und gestaltet. Dieses Spiel kann alleine oder aber auch mit mehreren Spielern gespielt werden.

Dieses Set mit Spieleanleitung im tollen Umkarton kann man nun vorbestellen!


Hier ein paar Auszüge aus Antje´s Facharbeit:

Mein persönlicher Weg zu den ätherischen Ölen
Es hat sehr früh angefangen. Mein Vater war zu Gast in Vietnam  und bekam als Gastgeschenk unter anderem Essstäbchen.
Als ca 10-Jährige war ich fasziniert von dem Duft und der Struktur des Holzes, aus denen sie gefertigt waren. Meine Eltern erklärten mir, sie wären aus Sandelholz geschnitzt.
Sandelholz, so etwas exotisches hatte ich zu diesem Zeitpunkt  noch nie gehört und was mich aber auch nicht daran hinderte, immer wieder diesem betörenden Duft zu schnuppern.
Den Sommer verbrachte ich oft im Garten der Großeltern. Ich erinnere mich an so viele schöne Gerüche. Der Anbau von Gemüse und Obst, Blumen. Der Duft vom warmen, von der Sonne aufgeheiztes Holz und Dachpappe. Wir Enkel schliefen im Spitzboden der Laube. Es war ein Fest für meine Nase.
Beschreibung meiner Tätigkeit
Ich arbeite am Klinikum Chemnitz – ein Haus der Maximalversorgung,
in der Mund-, Kiefer-, Gesicht-, plastischen und wiederherstellenden Chirurgie.

Es ist ein weitgefächertes Fachgebiet und umfasst z.B.
•     traumatische, wiederherstellende und / oder tumorbedingte Frakturen sowie tumorbedingte Weichteildefekte im Gesicht- und Mundbereich,
•     Zahnextraktionen bei pflegeintensiven multimorbiden Patienten
•     operative Versorgung vor / oder nach Bestrahlung / Chemotherapie
•     Transplantationstherapie bei Wundheilungsstörungen und Hautdefekten im Gesicht oder am Körper

Die Pflege dieser Patienten gestaltet sich im Allgemeinen als sehr anspruchsvoll.
Ein Grund dafür ist unter anderem auch, unser Gesicht ist die Visitenkarte eines Menschen. Jeder kennt die Unannehmlichkeiten, wenn ein “Pickel” auf der Nase sitzt und glänzt.
Ebenso ist die Aufnahme von Speisen zu sehen. Nichts ist unangenehmer, unbefriedigender für den Patienten nicht richtig essen und schlucken zu können.

Wenn Nahrungsmittel vielleicht auf Grund einer Tumorerkrankung, bei Schmerzen, wegen diversen Operationswunden, Missempfindungen nach der Chemotherapie oder/ und der Verordnung des Arztes. nicht gegessen werden können.  
Die Lebenslust, die Lebensqualität, ja die Selbstbestimmung hängen sehr eng mit der Qualität einer Nahrungsaufnahme zusammen.
Im Jahr 2011 ist die AG Aromapflege am Klinikum gegründet worden, seit der Zeit bin ich aktives Mitglied.

Wir entwickelten im Laufe der Jahre Standards für die Aromapflegeanwendung für  den Stationsalltag am Klinikum Chemnitz. Es gibt unterschiedliche Resonanzen.                                  
Das Ärzteteam der MKG steht der Aromapflege offen gegenüber.
Zu den vier vorhandenen Standardmischungen und acht Einzelölen, können wir Sanddornfruchtfleischöl für den Bereich im Mund nutzen, wenn der Patient es toleriert.                                                         
Die herkömmliche und komplementäre Pflege stellen für mich eine schöne Kombination der ganzheitlichen Pflege dar. Leider ist diese aus Kapazitätsgründen nicht immer durchführbar.

Vorstellung der Projektarbeit


Entwicklung eines Lernplakates und eines Kartenspieles, mit dessen Hilfe die Chemie der ätherischen Öle spielerisch erfassbar wird.
Im Rahmen meiner zur Aromapflegerin bei Sabrina Herber, ViVere - Ausbildungszentrum für Aromapflege (www.vivere-aromapflege.de), wird jeder mit der Chemie bekannt gemacht und es kann mehr oder weniger Freude bereiten sich damit zu beschäftigen.
Das „Land der Moleküle“, wie Sabrina die Chemie liebevoll nennt, ist schwer verdauliche Kost.
In diesem Zusammenhang entschloss ich mich, mehr Freude zu haben zu wollen und zeichnete für jede einzelne Stoffklasse ein Comic-Symbol. Sie verkörpern für mich die Eigenschaften der einzelnen Stoffklassen, Bsp. zwei unterschiedliche dicke Wolken, einmal viel Luft zubekommen, das Symbol für Monoterpenoxid. Die andere Wolke „leert“ sich aus, ein Zeichen für expektorativ -> auswurffördernd, was die Diterpene kennzeichnet.


120 tolle Karten hat Antje entworfen

Sie ermöglichen mir auf eine visuelle Art, die Chemie der ätherischen Öle plastisch für mich erfassbar und lernbar zu machen.
Die Comic-Symbole waren auch die „Hebammen” zur Idee, ein Spiel zu entwickeln, was einerseits Spaß machen soll und andererseits ein Anreiz zum Lernen schafft.
Sabrina Herber ermutigte und bestärkte mich bei dieser fixen Idee und somit war das Projekt startklar
Die ersten Schritte bestanden aus vielen Stunden am PC mit Recherche.
Es wurden Modelle gebastelt, Unmengen an Papier, Kleber und Nerven verbraucht.                                                                                                                  
Das Resultat war ein Plakat, das den Ursprung, den Zusammenhang und die Komplexität der Chemie ätherische Öle /Pflanzenöle verdeutlichen soll.


Das Plakat zum Moleküle-Spiel


Die Karten können ab sofort auch vorbestellt werden unter info@vivere-aromapflege.de

Vielen Dank an Antje und Yvonne, dass ich Eure Projekte vorstellen darf.
Ich würde mich riesig freuen, wenn die beiden Projekt großen Anklang finden würden, denn beides ist eine riesige Bereicherung für die Aromapflege und die Aromatherapie!

Alle Anfragen werden von mir an die beiden weitergeleitet und von beiden bearbeitet und beantwortet.